Dienstag, 10. März 2009

Schulreform Berlin

Was sich momentan in der Berliner Schulpolitik abzeichnet ist wenig erfreulich. Den Grundgedanken des ganzen Projekts kann man so zusammenfassen: es gibt Probleme, also ändern wir mal die Schulstruktur. Eines der drängenden Probleme ist die seit Pisa behaupte Benachteiligung sozial Schwacher und Kindern mit Migrationshintergrund. Diesen sei der Zugang zur Bildung erschwert, wohlgemerkt durch die Struktur der Berliner Schule. Also müsse man das dreigliedrige Schulsystem abschaffen. (interessant der Beitrag der "Zeit" im Kontext dieser ideologisch geführten Debatte)
Welche Hürden gilt es momentan zu nehmen, um das Abitur abzulegen? Man muss erstens aufs Gymnasium kommen. Darüber entscheidet derzeit in erster Linie der Elternwille, auch Kinder mit einer Hauptschulempfehlung können von ihren Eltern aufs Gymnasium geschickt werden. Nun gilt es das Probehalbjahr zu schaffen: aber wer DAS nicht schafft, der gehört mit Verlaub gesagt auch nicht aufs Gymnasium. Die Schulen haben derzeit also ein Schulhalbjahr Zeit, die Eignung des Schülers zu testen. Wo bei dem bisherigen Verfahren Zugangshürden für die oben genannten Gruppen bestehen, kann ich nicht erkennen.
Wie soll es denn in Zukunft sein: Es steht noch nicht alles fest, aber es sieht wohl so aus, dass der Elternwille an Bedeutung verliert. Die Noten des Grundschulzeugnisses sollen an Bedeutung gewinnen. Beseitigung der angeblichen Benachteiligung? Fehlanzeige. Da Benotung bekanntermaßen auch nicht eben ein objektiver Vorgang ist, wird diskutiert, ob es Probeunterricht an den Gymnasien geben soll. Was eine genauere Beurteilung der Eignung eines Schülers ermöglicht, Probeunterricht oder Probehalbjahr, liegt auf der Hand. Bis hierher ist auch keinerlei Zugangserleichterung für die "Problemgruppen" zum Gymnasium erkennbar. Wo kommt die her? Ah, Sozialquote - wohl der größte Unsinn der aus linken Kreisen zur Bildungspolitik geäußert wurde und wird. Dass sich die Politiker dafür nicht schämen, ist bedenklich. Überall, wo man nicht weiterkommt, wird eben mal eine Quote eingeführt. In diesem Falle stellt man sich das so vor, dass ein bestimmter Prozentsatz an Schülern eines Gymnasiums eben Migrationshintergrund haben soll bzw. aus HartzIV-Haushalten kommt. Woher die auf einmal kommen sollen, ist unklar. Also versucht man den Nicht-Gedanken dadurch zu retten, dass man eine "Umverteilung" der Schüler anstrebt. Plakativ gesagt: ein Austausch zwischen Zehlendorf und Neukölln. Was daurch besser werden soll, versteht wahrscheinlich nur ein linker oder grüner Bildungspolitiker.
Ja, es ist richtig - es sind mehr Eltern aus Akademikerhaushalten, die ihre Kinder zum Gymnasium schicken, auch wenn diese keine entsprechende Empfehlung haben. Aber ist der Grund dafür die momentane Organisationsform der Schule?

Kommen wir zum Ausgangspunkt zurück - Veränderung der Schulstruktur mit dem Ziel der Beseitigung von "Benachteiligungen". Neben dem Gymnasium soll es in Zukunft nur noch die Sekundarschule geben mit der Sonderform Gemeinschaftsschule. Die Sekundarschule ist durchaus mit der bisherigen Gesamtschule vergleichbar: es lassen sich alle Abschlüsse bis zum Abitur erreichen. Interessanter Weise ist es in der bisherigen Diskussion recht ruhig um die Qualität der Gesamtschulen gewesen. Warum? Weil die Idee des gemeinsamen Lernens von Schülern unterschiedlichen Leistungsfähigkeit nur bedingt positive Resultate zu Tage bringt. Der Anteil von Schülern mit Gymnasialempfehlung ist an den meisten Gesamtschulen weit von den angestebten 30% entfernt. Und es findet in der Unterrichtspraxis eben eher die Nivellierung nach unten statt. Zu bewunden sind die Schüler, aus denen trotz Gesamtschule noch was wird, die ihre Leistungsbereitschaft behalten und ein gutes Abitur ablegen.

Es gibt m.E. keinerlei Grund, davon auszugehen, dass sich durch die geplante Strukturreform irgend etwas zum Besseren verändert. Denn eines ist auch klar: im Schulsystem arbeiten Menschen. Und diese erledigen ihre Arbeit mit unterschiedlicher Qualität. Es ändert sich aber durch die Schulreform die Schule von innen nicht: Lehrer und Schüler bleiben, und zwar die gleichen. Es wird aber so getan, als ob nach einer Reform alles zu 100 Prozent umgesetzt würde. Wenn Schule momentan so funktionieren würde, wie sie gedacht ist, häten wir die derzeitigen Probleme nicht. Denn ich behaupte, schlecht an der Schule ist nicht das derzeitige Konzept, sondern dessen Umsetzung. Und gibt es keinen vernünftigen Grund, warum ein anderes Konzept plötzlich besser umgesetzt werden soll. Hier lügt sich die Bildungspolitik in die Taschen, dass es eine Art hat.
Ja, es gibt Probleme in der Berliner Schule. Ja, die Qualität der Schule ist verbesserungswürdig. Aber effektive Maßnahmen wie die deutlich Sekung der Schülerfrequenzen in den Klassen kosten Geld - und äußere Kosemtik ist wahrscheinlich immer noch deutlich billiger als eine gründliche Renovierung des Systems von innen - mit Sachverstand.

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