Samstag, 6. Juni 2009

Lunge, komm bald wieder ...

Heute war in der Berliner Zeitung ein schönes Interview mit dem Rechtsmediziner Michael Toskos zu lesen.

Das Reizvolle war nicht unbedingt die Darstellung des Geschmadders in fremder Leute Eingeweide und der regionale Unterschied von Y- , U - oder I-Schnitt bei der Leichenöffnung.
Hell-leserich wurde ich bei der Feststellung von Toskos,

Es gibt keine Raucherlunge. Die Lunge von einem, der 20, 30 Jahre lang geraucht hat, sieht genau so aus wie von einem, der sein Leben lang an der Autobahn oder in Berlin gewohnt hat. Einen Raucher erkennen Sie, wenn, dann an seinen gelben Nikotinfingern.

Wenn es einer wissen muss, dann jemand, der nach eigenen Aussagen 10 000 Obduktionen vorgenommen hat. In der aktuellen Körperwelten-Ausstellung des Gunther "Ich-seh-aus wie-Beuys" Hagen ist ja auch eine "Raucherlunge" ausgestellt.
Das ist Blödsinn, ziemlicher Nepp und Kohlemacherei.
Schön ist, wie offensichtlich wider besseres Wissens derartige Fehlinformationen "tradiert" werden. Jeder Schüler wird in seiner Schullaufbahn schon einmal ein Stück Brustschwarzfleisch bewundert haben dürfen. Nun bin ich keinesfalls ein Beführworter des Rauchens, aber warum zeigt man nicht die schwarzverklebten Brustinhalte des nichtrauchenden Großstadtbewohners, um auf die Vorteile urbaner Lebensführung hinzuweisen. Man sollte vielleicht auch Gemeinden in Brandenburg und McPomm auf dieses Mittel hinweisen, der zunehmenden Landflucht entgegen zu wirken.
Plakate mit dem Slogan "Wohnen Sie in Schwarz am See/ ist die Lunge weiß wie Schnee" könnten da Wunder wirken.

Foto: KATTØYE

Das gesunde Landleben würde in Deutschland die Sterblichkeit auf ein neues Mindestmaß senken, so dass es auch möglich wäre, mehr Verbrechen aufzuklären. Was das miteinander zu tun hat? Na, dass nicht wenige Tötungsdelikte unerkannt bleiben, ist ja kein Geheimnis. Dass daran die laxe Leichenschau nicht ganz unschuldig ist, auch nicht. Warum sich dann aber nichts ändert?

Das wird einfach nicht organisiert. Die Folge, dass wir in der Statistik plötzlich doppelt so viele Tötungsdelikte hätten wie im Vorjahr, wäre ziemlich unpopulär. Das wäre gesellschaftlich beunruhigend.
Das ist mehr als einleuchtend. Ich sehe die Pressemeldungen schon vor mir -- und das in keiner dieser Meldungen ein Zusammenhang zwischen der Ursache (hier eine gründlicher organisierte Leichenschau) und den veränderten Daten hergestellt würde.

Natürlich werden die Todesursachen auf den Totenschein nach deutscher Art auch schön statistisch ausgewertet.

Da schreibt einer Herzinfarkt, natürlicher Tod. Das wird dann im Gesundheitsamt für die Statistik erfasst. Und irgendwann wird behauptet, dass die Zahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle um fünf Prozent gestiegen sei. In Wirklichkeit heißt das aber nur, dass fünf Prozent mehr Herzinfarkte auf dem Totenschein angegeben wurden, ohne das durch eine Obduktion zu verifizieren. Diese amtliche Todesursachenstatistik ist Blödsinn.
Aber dieser Blödsinn ist dann wieder Grundlage für Präventionsprogramme. Klar!

Eigenlich müsste jetzt der Satz von der Statistik folgen, der man nur glauben soll, wenn man ...
Ich möchte aber den Volksmund am Schluss zu Worte kommen lassen:

Statistik und Daten
sind nix für den Mann mit Spaten.
-Verband deutscher Kleingärtner und Karnickelzüchter-