Ich war nicht dabei, Du, geneigter Leser, wahrscheinlich auch nicht, daher lässt sich auch schlecht bewerten, ob die geäußerte Kritik angemessen war oder nicht.
Herta Müller teilt aus, gibt den Dieter Bohlen des Literaturseminars: "Hast du darüber mal nachgedacht, bevor du uns das zumutest?", "Du bedienst alle Klischees!" Wir bekommen so ziemlich alles zu hören, was wir eigentlich lieber nicht hören möchten.
Aber ich fühlte mich durchaus an meine Rolle als Lehrer erinnert: natürlich geht es als Lehrer darum, ständig Werturteile abgeben zu müssen. Und da steht eben auch die Frage, was man so sagt, wenn ein Schüler sich Mühe gegeben hat, aber das Ergebnis einfach mal total daneben ist. Irgendwie ist man ja auch dazu verdammt, noch eine Note zu geben - zumindest wollen das die meisten Schüler so. Und gerade bei "kreativen" Aufgaben im Deutschunterricht geht es mir durchaus manchmal so wie H.M. - nein, ich geben dann nicht den Bohlen, aber die Schlichtheit, die sich in einigen Ergebnissen zeigt, stimmt mich dann schon bedenklich und wirft die Frage auf: Was tun?
Ja, ich weiß, in der Schule gilt es in erster Linie Aufgabenstellungen zu finden, die den Schülern klare Muster, Regeln und Spielräume zur Verfügung stellen, innerhalb denen sie kreativ sein können.
Ich kann aber eine H.M. auch verstehen, denn eine Literaturwerkstatt ist eben keine Schule - also Zwangsgemeinschaft von Menschen, die das, was sie tun müssen eigentlich gar nicht in diesem Moment tun wollen. Und hier ist es auch grundsätzlich legitim, deutlich zu werden.
Zudem - warum haben wir das Bedürfnis, dass Künstler auch "gute Menschen" sein müssen? Beurteilen wir doch H.M.s Literatur als solche. Mir ist es egal, ob sie privat eine Kackbratze ist - übrigens nicht nur bei H.M.
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