Samstag, 10. Oktober 2009

Personalkostenbudgetierung

An vielen Schulen in Berlin fehlen offensichtlich noch Lehrer. Aber, man höre und staune:
Bis November
... müsste an allen Schulen die 100-Prozent-Marke erreicht sein. Zudem könnten die Schulen über drei Prozent der Personalmittel frei verfügen, um kurzfristig auf Unterrichtsausfall reagieren zu können.
Morgenpost

Was bedeutet das aber mit den drei Prozent der Personalmittel genau?
Das bedeutet zu Beispiel, dass sich Herr Pachulke (45), in eine entsprechende Datenbank des Senats eintragen kann, wenn er sich für geeignet hält, das Fach Biologie zu unterrichten. Das bedeutet aber nicht, dass Herr Pachulke eine abgeschlossene Ausbilung als Biologielehrer haben muss. Er kann z.B. Forstwirtschaft studiert haben. Wenn er von einem Schulleiter als geeignet empfunden wird, kann eine befristete Beschäftigung erfolgen.
Nun spricht nichts gegen 45jährige Forstwirtschaftler und es mag sogar vorkommen, dass dieser temporäre Quereinsteiger seine Sache besser macht als als ein desillusionierter Studienrat (obwohl es desillusionierte Studienräte eigentlich gar nicht gibt - ist nur so ein Gedankenspiel. Nicht dass es jetzt Vorwürfe wegen diskriminierender Äußerungen Studienräten gegenüber gibt.)
Zurück zu Pachulke: der unterrichtet nun mit allen Konsequenzen - man hofft stillschweigend, dass er den Lehrplan beachtet, dass er "richtige" Noten gibt usw, denn angeleitet oder besonders kontrolliert wird er nicht - haben ja alle genug zu tun, Lehrermangel eben - ohne Lehrermangel wäre Pachulke ja gar nicht als Aushilfe eingestellt worden.
Wenn Pachulke seine Sache ganz hervorragend macht, wird dies allerdings nicht dazu führen, dass er eine Festanstellung erhält. Warum? Weil er ja kein Lehrer ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Pachulke seine Sache weniger gut macht ist allerdings wesentlich höher. Warum?
  1. Ich behaupte mal, dass es kaum einen Lehrer gibt, der nicht einige Jahre braucht, um "warmzulaufen".
  2. Zur Daueraushilfe verurteilt, ist es nicht möglich, sich an einer Schule "einen Stand" zu erarbeiten. Dies dauert eben auch seine Zeit.
Das Paradoxe:
Es ist also möglich, dass Nicht-Lehrer eine Klasse temporär unterrichten und benoten.
Es ist sicher auch möglich, dass ein solcher "Aushilfslehrer" dies mehrer Jahre tut (nur nicht immer an der gleich Schule).
Es ist aber nicht möglich, dass bei nachgewiesener guter Eignung eine Übernahme in den Schuldienst erfolgt.
Warum darf jemand etwas für relativ kurze Zeit (z.B. ein Schuljahr), was er für längere Zeit nicht darf?

Klar: Honorarkräfte sind billig, wesentlich billiger als festangestellte Lehrer. Die Statistik sieht dann wieder schön freundlich aus, weil Biologie ja erteilt wurde.

1 Kommentar: