„Der Hauptteil ist noch nicht gelungen. Hier gibst du nicht nur unwesentliche, sondern auch falsche Inhalte wieder. Es wird deutlich, dass du die Zusammenhänge des Vorfalles nicht erkennst und auch nicht folgerichtig darstellen kannst. Auch glückt s dir nicht, die Zusammenhänge durch Adverbialsätze oder Adverbien in eine logische Reihenfolge zu bringen. Der Schluss muss ebenso Verbesssert werden (...) Achte auch auf die äußere Form der Arbeit." (Lernwächter)
Für Christian Füller ist dies ein Beispiel für „übellaunige, zerstörerische und beschämende Korrekturen.“
Der betreffende Ausschnitt, der beispielhaft für die ablehnende Haltung eines Lehrers stehen soll, sagt allerdings nichts derartiges aus und passt daher nicht zu den angeführten Attributen. Denn wie diese Randbemerkungen (zwischenmenschlich) zu verstehen sind, erschließt sich eben erst aus der gesamten Unterrichtssituation. Die fehlt. Und es könnte zudem auch sein, dass die Schülerarbeit inhaltlich und formal eine Katastrophe darstellt, die Bemerkungen somit gar als verbale Streicheleinheiten zu interpretieren wären – der Leser kann sich zumindest kein eigenes Bild machen, so dass die Zitate eben nur der Propaganda dienen: Es wird deutlich, dass bestimmte Vorurteile die Wahrnehmung Füllers beeinflussen, so dass er überhaupt erst die Schlussfolgerung ziehen kann, dass es sich hierbei um eine „Du-gehörst-hier-nicht-her-Haltung“ handelt. Passt eben ins Weltbild. Nach gleichem Muster werden auch aus Martensteins Ausführungen zum Schulsystem Schlussfolgerungen gezogen , die eher den Tatbestand der Unterstellung erfüllen:
„Da steht: Ihr Hartz-IV-Empfänger, für die Bildung objektiv wertlos ist, mit euren Kindern wollen wir nix zu tun haben!“ (TAZ)Wer mag, kann ja den Martenstein nachlesen und sehen, ob er zu ähnlich spannenden Schlussfolgerungen gelangt.
Was will Füllers Watchblog Lernwächter?
„Er soll Korrekturen öffentlich machen, er soll das Fehlverhalten an Schulen aufzeigen, die Auslese vor Förderung, die Beschämung vor Stärkung setzt.“
Ein Deutschlehrer würde hier wahrscheinlich erst einmal einen Grammatikfehler anstreichen (natürlich mit aufmunternden Worten, dass dies sogar ausgebildeten Journalisten schon einmal passiert sei und die Grammatikfehler sich ansonsten in Grenzen halten und seit der vorletzten Arbeit ja schon viele Fortschritte erkennbar sind). Aber C.F. muss seine Texte ja zum Glück nicht mehr von Deutschlehrern korrigieren lassen.
Das Anliegen der Lernwächter allerdings ist absolut richtig, denn, ja, – es gibt grobes Fehlverhalten von Lehrern auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Aber das Grundproblem des Vorhabens deutet sich m.E. mit dem misslungenen Startbeispiel schon an: In den wenigsten Fällen wird es für Nichtbeteiligte des kolportierten Vorgangs möglich sein, dass diese sich selbst ein Urteil bilden können. Die Leser sehen sich jeweils nur in ihren Vorurteilen bestätigt: Die Lehrer darin, dass sie ständig zu Unrecht kritisiert werden, die Eltern und Schüler darin, dass Lehrer selbsgerechte Despoten sind, die nach Nase benoten und nicht individuell auf Schüler eingehen.
Der Erkenntniswert geht damit gegen Null, da sich solche Beispiele schlecht verallgemeinern lassen. Denn selbst ein C.F. wird nicht behaupten wollen, dass Schule heute an sich eine Schülererniedrigungsanstalt ist, oder vielleicht doch?
Das sehe ich auch alles so, dem kann ich nichts hinzufügen. (Aber das wollte ich wenigstens gesagt haben.)
AntwortenLöschender einwand ist nur scheinbar berechtigt. natürlich kann man die umgebende situation des falles nicht schildern, weil sie eine identifierung des schülers zuliesse und unweigerlich zu seiner relegation führen würde. die schule ist in weiten teilen eine schülererniedrigungsanstalt - gerade im gymnasium für jene, die nicht ins ideal der studienräte passen. es gibt solche lehrer heute noch, die aufsätze öffentlich beklatschen, in denen ein antidemokratisches bild von schule verherrlicht wird: bildung sei für 20 prozent der bevölkerung objektiv wertlos (martenstein). ein solcher satz ist mit der aufklärung nicht zu vereinen; deutschlehrer, die auch gegenüber dritten immer ihren rotstift bereit halten, können sich freilich in der verfassung nicht so gut auskennen. aber kein problem: die sortiermaschine demografie wird uns von dieser sorte lehrer bald befreien - 467.000 lehrer alter schule sagen good bye bis 2020. puuh!
AntwortenLöschenBöd nur, dass sich solche Antidemokraten wie ich noch wesentlich(!) länger der Sortiermaschiene Demografie widersetzen. Aber Sie wollen, ja auch nicht arbeitslos werden, lieber Pisaversteher :-)
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