Montag, 1. März 2010

Personalkostenbudgetierung (2)

Die Berliner Zeitung berichtet über die Praxis an Berliner Schulen, Unterricht mit Nicht-Lehrern abzudecken - auch ich habe schon darüber meditiert. 768 Aushilfslehrer und mehr als die Hälfte davon hat keine entsprechende Berufsausbildung.

Mit Hilfe der Vertretungslehrer kann die offizielle Unterrichtsausfall-Statistik massiv geschönt werden. An Berliner Schulen muss derzeit etwa jede zehnte Unterrichtsstunde vertreten werden, durch den Einsatz der Aushilfslehrer gelten aber nur zwei Prozent des Unterrichts offiziell als ausgefallen. Gerade von Gymnasien gibt es zudem massive Klagen, dass unter den Vertretungslehrern immer seltener die eigentlich gesuchten Fachlehrer zu finden sind, so dass die Vorbereitung aufs Abitur oft nur begrenzt gewährleistet werden kann.

Der zunehmende Lehrermangel ist aber nicht durch eine unvorhergesehene Situation eingetreten, sondern war absehbar und ist damit auch Resultat der Berliner Schulpolitik, da keine Maßnahmen ergriffen wurden, damit der jetzige Zustand gar nicht erst eintreten konnte. Das Kerngeschäft von Schule, der Unterricht, kann teilweise nicht mehr ordnungsgemäß gesichert werden.
Und in dieser Situation wird eine Schulstrukturreform durchgeführt, verbunden mit vollmundigen Versprechungen, was die Verbesserung der Unterrichtsqualität betrifft.

Natürlich kann man ein Haus mit morschem Fundament mit einer neuen Fassade und moderner Wärmedämmung versehen. Wie sinnvoll eine solche Maßnahme ist, versteht sich allerdings von selbst.

Montag, 15. Februar 2010

Web2.0 mit besonderer Note


Eine sehr feine Anwendung aus der Wunderwelt des Zwischennetzes ist der Online-Noteneditior Noteflight. Nach einer problemlosen Registrierung steht ein flashbasierter Noteneditor zur Verfügung, der sich recht intuitiv bedienen lässt und für viele Zwecke des Schulgebrauchs durchaus ausreichend ist.
Es ist natürlich möglich, sich das Ergebnis entsprechend gleich vorspielen zu lassen. Eine Auswahl an unterschiedlichen Instrumenten, die das Ohr nicht beleidigen, steht auch zur Verfügung.

Die fertigen Partituren lassen sich abspeichern, per Freigab veröffentlichen und es wird automatisch eine Timeline des Arbeitsprozesses erstellt, so dass verschiedene Fassungen eines Stückes verfügbar bleiben.

Gerade für Schüler, die mit den Noten auf Kriegsfuß stehen, weil sie kein Instrument spielen, ist dies eine Möglichkeit, einfache Tonsatzübungen selbst auszuführen. Es ist also z.B. kein Problem, eine Melodie vorzugeben und diese durch die Schüler mit einer Klavierbegleitung versehen zu lassen. Es gibt wohl auch ein (kostenpflichtiges) Angebot speziell für Schule und Studium.

Sonntag, 14. Februar 2010

Randbemerkung zur Pisa-Poesie

Zu meinem Blogpost über den Bericht einer Honorarkraft an einer Berliner Schule twittert der Pisaversteher :

ciffi Blog http://bit.ly/a65fva /via @detlefteich // @ciffi liest Blog so: lasst die Schulen um Himmels willen so wie sie sind! No, we can not!

Interessant ist, dass aus meiner Kritik an der Schulstrukturreform, wie sie gerade in Berlin stattfindet, gleich gemacht wird, ich wolle Schule so lassen, wie sie ist. DIESE Schlussfolgerung kann ich nicht verstehen, da ich an keiner Stelle des Beitrags - und auch nicht an anderer Stelle - behauptet habe, dass kein Veränderungsbedarf in der Schullandschaft bestehe. Denn dass Schule größten Veränderungsbedarf hat, sehe ich sehr wohl.

Aber ich bin der Meinung, dass Schulstruktur überbewertet wird.
Das findet Sabine Czerny nicht so:

sabineczerny @detlefteich "Schulstruktur wird überbewertet" - das sagt ihr, weil ihr nicht wisst, was in den untersten Klassen los ist
denn:
sabineczerny @detlefteich wenn 27 Kinder um wenige Plätze auf weiterführenden Schulen kämpfen müssen, wird gekämpft und nicht freud- und sinnvoll gelernt

Ich kann jetzt nur von Berlin sprechen (und eben dort wird eine Schulstrukturreform vollzogen): Ich habe nicht das Gefühl, dass in dieser Stadt um "wenige" Plätze an weiterführenden Schulen (sind Gymnasien gemeint??) gekämpft werden muss. Es ist mir auch nicht bekannt, dass Schüler, die ein Gymnasium besuchen wollen, keinen Zugang zu dieser Schulform erhalten. Selbst Schüler mit Hauptschulempfehlung konnten bisher nach der Grundschule auf das Gymnasium wechseln. Der Elternwunsch stand an erster Stelle, die Grundschulempfehlung war eben nur eine Empfehlung. Es ist daher in dieser Situation völliger Unsinn, davon zu reden, dass hier ein "Kampf" um einen Schulplatz stattfindet. Kann sein, dass dies in anderen Bundesländern anders ist.
Ja - es ist so, dass es Gymnasien gibt, die einen besseren Ruf haben, als andere. Hier beginnt durchaus ein Kampf darum, einen Platz zu ergattern. Hat aber nichts mit Struktur zu tun. Offensichtlich gibt es wohl "gute" und "schlechte" Schulen des gleichen Schultyps. Das wird sich auch nicht ändern, wenn es nur Sekundarschulen gäbe.

Warum ich kein Freund der Schulstrukturreform bin?
Die Änderung der Struktur ändert nicht die Menschen innerhalb des Systems. Daher halte ich die Behauptung, Änderung der Struktur führe zu einer besseren Schule für verlogen - oder naiv.
Die Schulstrukturänderung wird innerhalb der Schulen in den nächsten Jahren Ressourcen der Lehrer "fressen", die besser in Verbesserung der Unterrichtsqualität investiert wären.
Warum sind denn die bisherigen Gesamtschulen de facto nicht die Vorzeigeschulen?
Die linke Schulpolitik hätte ja in Berlin am liebsten das Gymnasium ganz abgeschafft und durch die Sekundarschule ersetzt. Das würde allerdings bedeuten, dass eine Schulform, die bei aller berechtigten Kritik an überkommenen Lehrmethoden etc. ihren Auftrag noch am besten erfüllt, abgeschafft und durch einen Versuch mit unklarem Ausgang ersetzt wird. Warum gab und gibt es denn keinen Run auf die bisherigen Gesamtschulen? Nur weil es das Gymnasium "gibt"? Warum konnte dieses Modell nicht attraktiver werden als das Gymnasium? Ich erkenne in der Sekundarschule grundsätzlich keine andere "Idee" als das Gesamtschulmodell. Und die Gesamtschullehrer sind in den 70er und 80er Jahren durchaus überzeugt und entsprechend engagiert an die Umsetzung der Idee des gemeinsamen Lernens gegangen. Warum ist dies gescheitert? Natürlich, es gibt (auch in Berlin) Gesamtschulen mit einem sehr guten Ruf (die also offensichtlich funktionieren), die weit höhere Anmeldezahlen haben, als sie Schüler aufnehmen können. Aber hat dies etwas mit der Schulform zu tun - nein.

Die Rahmenbedingungen von Schule haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert: Wochenarbeitszeit der Lehrer, Klassengrößen, Personalausstattung etc. Allein die Gebäude nicht weniger Schulen sind die Visitenkarte für den Stellenwert, der Bildung zugemessen wird.
Man kann zumindest sagen, dass der Bildungsbereich nicht unbedingt vom Füllhorn des Finazministers bedacht wird. Ja - Geld ist nicht alles und löst alleine auch keine Problem, aber ohne geht es eben auch nicht. Die Schulpolitik möchte aber möglichst kostenneutrale Lösungen: und die Veränderung der Schulstruktur ist sicher vergleichsweise "billig" zu haben. Beispielsweise sind dann große Schulen (6 bis 8zügig) der Normalfall: in einer kleinen Schule, die vielleicht nur zwei oder dreizügig läuft, kann man natürlich nicht so viele tolle vielfältige Angebote machen (so die offizielle Begründung). Daher wird es in Berlin u.a. zu nicht wenigen Schulfusionen kommen. Wer allerdings schon einmal an einer kleinen Schule gearbeitet hat (egal welchen Schultyps), wird die Vorzüge zu schätzen wissen. Gerade auch für die "Problemschüler". Aber kleine Schulen sind natürlich teurer als große.

Schulstruktur wird überbewertet.
Was eine "gute" Schule ausmacht, hängt nicht zwingend mit ihrer Organisationsform zusammen - auch nicht das ganze System betreffend.
Entscheidend ist der "Geist", der dahintersteht. Diesen zu ändern ist eine große Aufgabe. Und ich vermutet auch, dass für den Pisaversteher ein neuer Geist von Schule mit einer anderen Schulstuktur untrennbar verbunden ist. Aber dass sich "Geist" durch Strukturänderung beeinflussen lässt, halte ich für Pisa-Poesie.

Klangkunst einmal anders

Schöne Idee, wie sich alte Tapes wieder nutzbar machen lassen: man visualisiert, was man hören könnte.

Mehr davon ist hier zu finden.

Geeignet vielleicht auch für ein fächerübergreifendes Projekt von Musik und Kunst.

Samstag, 13. Februar 2010

Unterrichten kann jeder, oder?

Freunde und Bekannte von mir konnten überhaupt nicht nachvollziehen, dass Nichtlehrer unterrichten dürfen. Ohne Ausbildung! "Also bitteschön, so was ist doch in Deutschland nicht möglich", wurde ich bei Grillgemüse und Prosecco auf dem Schulfest meiner Kinder in Berlin-Mitte belehrt.

[ ... ]

Man kann das Wort [Integration] ja nicht mehr hören, aber erst hier, an dieser Schule im Wedding, habe ich begriffen, dass es nur eine Phrase ist.
Berliner Zeitung


Ein lesenswerter Bericht aus der Berliner Schulpraxis. Das ist absolut Alltag, hier ist auch nichts übertrieben, der Tonfall fast versöhnlich: Als Aushilfe an einer Weddinger Gesamtschule

Es ist klar, was die Schulreform an solchen Schulen ändern wird: nichts. Aber warum wird die Schulreform in Berlin durchgeführt? Weil es an solchen Schulen nicht läuft.

Über den Wahnsinn dieser Aushilfepraxis habe ich hier schon einmal berichtet.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Nützliches Audioformat



Der Bayrische Rundfunk bietet einen netten Kalenderblatt-Podcast aus dem Bereich der klassischen Musik an.

Die Folge Jacques Ibert stirbt in Paris hat die Form eines fiktives Interviews. Dieses Format eigent sich m.E. recht gut, um Schüler eine eigene Audioproduktion erstellen zu lassen.
Mit dieser Folge kann man den Schülern ein exemplarisches Beispiel vorstellen, welches dann auf eine beliebige Biographie übertragbar ist.

Sonntag, 7. Februar 2010

Empfehlung: Musikpädagogik im Netz

Eine erfreuliche Randbemerkung:

Musik in der Schule und Tastengott sind zwei feine Blogs, die sich dem Musikunterricht widmen, mit schönen Praxisbeispielen.

Für mich um so erfreulicher, als dass ich just vor wenigen Wochen das Fehlen von Blogs zum Musikuntericht gegenüber einem Kollegen der Fremdsprachen beklagte.